Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) zeigt sich enttäuscht über das Ergebnis der Finanzierungsverhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband. Die Steigerung des Orientierungswerts (OW) von 3,85 Prozent reicht nicht aus, um die gestiegenen Praxisaufwendungen zu decken. Bereits in den letzten beiden Jahren gab es lediglich geringfügige Erhöhungen. “Dieses Ergebnis ist ein Tiefschlag für die Ärzte- und Psychotherapeutenschaft in der ambulanten Versorgung. Eine Reform der Berechnung des Orientierungswerts ist dringend erforderlich”, urteilt San.-Rat Dr. Peter Heinz, Vorstandsvorsitzender der KV RLP.
In der Vertreterversammlung der KV RLP am 11. September verabschiedeten die Mitglieder einstimmig eine Resolution zur Erhöhung des OW von mindestens vier Prozent. 3,85 Prozent sind es nun geworden. “Das ist enttäuschend”, betont Dr. Andreas Bartels, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der KV RLP, und ergänzt: “Ich kenne keine Praxis, deren Ausgabenentwicklung unter acht Prozent liegt. Ganz im Gegenteil: Viele Praxen verzeichnen hier sogar zweistellige Zuwächse. Da erscheinen 3,85 Prozent wie Hohn und Spott für die ambulante Ärzte- und Psychotherapeutenschaft.”
Die retrospektive Berechnung des OW spiegelt schon lange nicht mehr die steigenden Kosten für Miete, Dienstleistungen, Praxismaterial sowie inflationsbedingte Einflüsse wider. “Dieses Ergebnis ist inakzeptabel und dürfen wir weder den Kassen noch der Politik durchgehen lassen. Der ambulante Bereich ist entscheidend für die Gesundheitsversorgung in Deutschland und unerlässlich für das allgemeine Wohlergehen. Mit solch einem Ergebnis stellt man die ambulante Gesundheitsversorgung weiter vor eine große Herausforderung”, kritisiert San.-Rat Dr. Heinz.
Steigende Krankenhauslöhne und sinkende Praxiseinnahmen
Erst kürzlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Daten zeigen, dass die finanziellen Aufwendungen der Arzt- und Psychotherapiepraxen in Deutschland steigen und die Reinerträge sinken. “Diese Zahlen gilt es ernst zu nehmen. Wir haben es schwarz auf weiß, dass die finanziellen Belastungen der Praxen in Deutschland zunehmen und die Einnahmen deutlich übertreffen”, warnt KV RLP-Vorstandschef San.-Rat Dr. Heinz. Sinkenden Praxiseinnahmen stehen hingegen steigende Löhne der an Krankenhäusern beschäftigten Ärzteschaft gegenüber.
“Es ist verständlich, dass immer weniger Menschen bereit sind, das unternehmerische und personelle Risiko einer eigenen Praxis einzugehen. Mit Ergebnissen wie denen aus diesen Finanzierungsverhandlungen wird die ambulante Versorgung weiter geschwächt – mit fatalen Folgen für die Patientinnen und Patienten in diesem Land. Um deren Willen benötigen wir mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Finanzierungsverhandlungen sowie eine neue Berechnungsstruktur des Orientierungswerts” fordert KV RLP-Vorstandsvize Dr. Bartels.