Für den heutigen Mittwoch hat der Verband medizinischer Fachberufe e.V. (vmf) die medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten erneut zu einem Protesttag am Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen. Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) unterstützt die Forderungen des Verbands nach angemessenen Gehältern, Anerkennung und Wertschätzung der Leistungen sowie einer gesicherten Finanzierung der ambulanten Regelversorgung.
Seit Jahren sind der Ärztemangel und seine Folgen ein großes Thema. Der Mangel an Praxispersonal kommt mehr und mehr hinzu. Es müsse dringend etwas passieren und es müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine Gleichstellung mit Mitwettbewerberinnen und Mitbewerbern auf dem Arbeitsmarkt ermöglichten. "Nur so kann das gut ausgebildete Personal in den Praxen gehalten bzw. für eine Tätigkeit in den Praxen gewonnen werden", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der KV RLP, Dr. Andreas Bartels. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen standen nicht nur in Pandemiezeiten stets in erster Reihe. Dieses großartige Engagement muss endlich Eingang in die Vergütungsstrukturen des Gesundheitssystems finden. Das ist längst überfällig."
Die Politik müsse die aktuell herrschenden Wettbewerbsnachteile dringend und schnellstmöglich beseitigen, denn aktuell können die Praxen im finanziellen Werben um die Medizinischen Fachangestellten (MFA) kaum bis gar nicht mit Krankenhäusern mithalten. Die Vergütungsanpassung der Krankenhäuser erfolgt jährlich prospektiv, während die Vergütung der Arztpraxen retrospektiv zwei Jahre verzögert angepasst wird. Das führt zu Wettbewerbsverzerrungen und die Praxen können keine Gehälter wie in den Krankenhäusern zahlen. Das ist ein Problem, das sich aufgrund der aktuellen Preisentwicklungen weiter zuspitzt. "Daher ist unsere Forderung an die Politik ganz klar: Die Kostensteigerungen müssen auch im ambulanten Bereich jährlich realistisch angepasst werden und die Wettbewerber um die Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen mit gleichen, fairen Chancen ausgestattet werden", so Dr. Bartels.
Weiterentwicklung des Berufsbilds finanziell honorieren
Die Praxisteams erhalten gerade von politischer Seite oftmals nicht die ihnen gebührende Wertschätzung. Das Berufsbild hat sich in den vergangenen Jahren enorm gewandelt. Die Aufgaben und Arbeitsinhalte von MFA sind vielfältig, ihre Verantwortung ist hoch. Ob Digitalisierung, Qualitätsmanagement, Medizinprodukte-Aufbereitung, Hygiene-Anforderungen – in all diesen Felder müssen die MFA qualifiziert sein.
Hinzu kommt, dass sie für die Patientinnen und Patienten häufig die erste Ansprech- und Vertrauensperson sind. "Diese Weiterentwicklung der Arbeitsinhalte muss auch finanziell honoriert werden", fordert Dr. Bartels im Namen des gesamten KV RLP-Vorstands. "Besonders in den zurückliegenden drei Jahren haben die Medizinischen Fachangestellten in den Praxen Herausragendes geleistet und mussten hohe Belastungen aushalten. Sie haben einen großen Anteil daran, dass die Krankenhäuser während der Pandemie entlastet wurden und sich auf die schwerwiegenden Fälle konzentrieren konnten." Umso ungerechter sei es, dass der staatliche Corona-Bonus an die Pflegekräfte ausgezahlt wurde, während die MFA in den Praxen leer ausgegangen seien. "Diese Ungerechtigkeit muss aufhören! Denn ohne Praxispersonal geht es nicht."
Auf die Gehalts- und Arbeitssituation, die oft fehlende Anerkennung und Wertschätzung der Praxisteams und den zunehmenden Fachkräftemangel geht Dr. Andreas Bartels in einer Folge seines Gesprächsformats "Talk mit Doc Bartels" ein. Zu Gast ist die vmf-Präsidentin Hannelore König. Der Talk ist auf dem YouTube-Kanal "Talk mit Doc Bartels" abrufbar.