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Fachkräftemangel: Lage spitzt sich weiter zuUnzureichende Finanzierung, sinkende Behandlungszeit

Die Niederlassung wird immer unattraktiver, die Suche nach Praxisnachfolgen gestaltet sich zunehmend schwieriger und die Praxen haben immer größere Probleme, offene Stellen zu besetzen. Eine unzureichende Finanzierung des ambulanten Bereichs, der Trend zur Anstellung und der demografische Wandel lassen die Versorgungslücken immer größer werden. Schon jetzt herrscht in vielen Regionen Fachkräftemangel – die ambulanten Strukturen drohen, zu bröckeln.

Vor allem der Fachkräftemangel hat sich in den vergangenen Jahren zu einem großen Problem in den Praxen entwickelt. Immer mehr Medizinische Fachangestellte (MFA) wandern in andere Bereiche des Gesundheitswesens wie Kliniken, Krankenkassen und Behörden ab, wo höhere Gehälter gezahlt werden, oder wechseln ganz den Beruf. Viele freie Stellen in den Praxen bleiben unbesetzt. Die Tätigkeiten der fehlenden MFA müssen durch fachfremdes Personal oder die Ärztinnen und Ärzte selbst übernommen werden.

"Wir haben vielleicht sogar noch einen Arzt da. Der macht aber seine Praxis schlimmstenfalls zu, weil er keine Fachkräfte mehr findet", konstatiert Dr. Andreas Bartels, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP). Ein weiterer Aspekt: Praxisteams erhielten gerade von politischer Seite nicht die ihnen gebührende Wertschätzung, obwohl sich das Berufsbild enorm gewandelt habe.

"Nicht nur der MFA-Mangel bereitet uns Sorgen. Auch der Ärztemangel schreitet ungebremst voran. Das Interesse an der Niederlassung sinkt. Arztpraxen bleiben ohne Nachfolge, wovon besonders die hausärztliche Versorgung betroffen ist", berichtet Dr. Peter Heinz, Vorstandsvorsitzender der KV RLP und Facharzt für Allgemeinmedizin. Der schon heute herrschende Ärztemangel wird sich noch weiter verschärfen. In Rheinland-Pfalz sind 43 Prozent der Hausärzteschaft 60 Jahre oder älter. Zwar steigen die Arztzahlen nach Köpfen jährlich, doch gibt es fast kein Wachstum. Der Grund: Der Teilnahmeumfang an der Versorgung nimmt ab.

Weniger Behandlungszeit führt zu mehr Wartezeiten und längeren Wegen

Seit 2012 ist die Zahl der in Teilzeit arbeitenden ärztlichen und psychotherapeutischen KV RLP-Mitglieder von 14 auf 35 Prozent gestiegen. Auch der Trend zur Anstellung hält in Rheinland-Pfalz weiter an: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig ärztlich Beschäftigten hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt und liegt heute bei 30 Prozent. Konsequenzen sind das Absinken der Behandlungszeit, längere Wartezeiten und weitere Wege zu den Praxen. "Die desaströse Sparpolitik im Gesundheitswesen trägt zusätzlich zum Fachkräftemangel bei. Um den Betrieb in den Praxen und Medizinischen Versorgungszentren weiterhin aufrechterhalten zu können, werden reduzierte Öffnungszeiten und gegebenenfalls Leistungskürzungen kaum zu vermeiden sein", sieht Dr. Heinz die weitere Entwicklung mit Sorge.

Sein Kollege Dr. Bartels macht deutlich: "Die schwindenden Ressourcen werden wir nicht auffangen können. Hinzu kommt, dass die Rahmenbedingungen eine Niederlassung immer unattraktiver machen: gedeckelte Vergütung, ständig neue gesetzliche Regularien, eine überholte Bedarfsplanung, überbordende Bürokratie. Den Kolleginnen und Kollegen fehlen Anreize, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen und unternehmerische Verantwortung zu übernehmen."

Aus Sicht des Vorstands der KV RLP kann es nur eine Lösung geben: Die Politik muss sich endlich mit der ambulanten Versorgung und ihren Bedürfnissen auseinandersetzen und bei der Bewältigung der Herausforderungen unterstützen. Dies schließe auch die Entbudgetierung mit ein, ohne die es den Praxen nicht gelingen werde, den MFA höhere Gehälter zu zahlen und damit die Abwanderung zu stoppen.

"Die Wettbewerbsverzerrung durch unterschiedliche Vergütungsanpassungen muss ein Ende haben. Der ambulante Bereich braucht Planbarkeit und Verlässlichkeit, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Wenn sich nicht schnellstens etwas ändert, bricht die ambulante Versorgung zusammen und wir werden unseren Sicherstellungsauftrag nicht mehr erfüllen können. Die Politik darf die Augen nicht länger davor verschließen", fordert Dr. Peter Heinz.

Bundesweite Aktion der Kassenärztlichen Vereinigungen

Die KV RLP hat diese Pressemitteilung im Rahmen der bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) unter dem Titel "PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!" veröffentlicht. Heute und in den nächsten Wochen werden alle KVen themengleiche Pressemitteilungen in ihren Bundesländern veröffentlichen, um auf die akut gefährdete Situation der ambulanten Versorgung aufmerksam zu machen. Höhepunkt ist eine gemeinsame Krisensitzung der Vertreterversammlungen aller KVen und der KBV am 18. August in Berlin: www.kbv.de

"LAHNSTEIN92 – Schluss mit Budgetierung und Bedarfsplanung!"

Die KV RLP veranstaltet zudem am 13. September 2023 in Lahnstein bei Koblenz die Protestaktion "LAHNSTEIN92 – Schluss mit Budgetierung und Bedarfsplanung!". Sie ist Teil der Kampagne "WIR SEHEN SCHWARZ – FÜR DIE ZUKUNFT UNSERER PRAXEN." Aktuelle Informationen unter: www.kv-rlp.de/protestaktion

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Julia Lampferhoff Pressesprecherin

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Nadja Winter Stellvertretende Pressesprecherin