Die strikte Trennung von ambulantem und stationärem Sektor hat Tradition in Deutschland. Aber für eine gute medizinische Versorgung ist die traditionelle Rollenverteilung nicht gut, sagt Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jonas Schreyögg. Für die aktuelle Folge von "Talk mit Doc Bartels" besuchte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV RLP, Dr. Andreas Bartels, den Inhaber der Professur Management im Gesundheitswesen an der Universität Hamburg.
Muss es immer und überall ein Krankenhaus sein oder reicht in manchen Fällen auch ein sogenanntes Gesundheitszentrum aus? Diese und andere Fragen diskutierten Dr. Bartels und Prof. Dr. Schreyögg im aktuellen Talk. "Bestimmte Krankenhäuser machen nicht das, was sie machen sollten. Sie erbringen Leistungen, die eigentlich eher in spezialisierten Häusern angesiedelt sind", so Schreyögg. "Das ist ein Grund, warum wir eine sehr heterogene Qualität in der stationären Versorgung haben." In der ambulanten Versorgung besteht laut dem Gesundheitsökonom hingegen ein Koordinierungsproblem, das sehr viele Ressourcen kostet. "Viele gehen, obwohl sie zum Internisten müssten, direkt zum Neurologen. Hier muss eine Steuerungsfunktion her", fordert er.
Arbeiten mit multiprofessionellen Teams
Dr. Andreas Bartels sieht das skeptisch: "Die Hausärzte sind jetzt schon überlastet. Über 20.000 Hausarztpraxen werden demnächst altersbedingt schließen und kaum noch Nachfolger finden. Wenn sie nun auch noch diese Koordination übernehmen sollen, weiß ich gar nicht, wie das funktionieren soll", gibt er zu bedenken. Prof. Dr. Schreyögg bringt hier multiprofessionelle Teams ins Spiel: "Ich bin selbst Patient in einer Praxis in Hamburg, wo ich kaum die Hausärztin sehe, sondern die MFA enorm viel machen." Hochqualifizierte Angestellte könnten viele Aufgaben übernehmen.
Im Gespräch wird klar: Die strikte Trennung des ambulanten und stationären Bereichs wird es künftig so nicht mehr geben. Doch für alle strukturellen Veränderungen muss die Selbstverwaltung mit ins Boot geholt werden: Planung, Anpassung von Qualitätsstandards, sektorengleiche Finanzierung – hier sind noch einige Bretter zu bohren.
Ob Modelle wie Gesundheitskioske oder Gesundheitszentren flächendeckend kommen, welche strukturellen Veränderungen es geben könnte und wie man Patientinnen und Patienten sowie Kommunen von neuen Konzepten überzeugen kann, erfahren Sie im kompletten "Talk mit Doc Bartels" auf dem gleichnamigen YouTube-Kanal.