Beim Blick in die neue Vertreterversammlung der KV RLP fällt es auf: Es gibt mehr Frauen als vorher – aber es sind im Vergleich zu den tatsächlich ambulant tätigen Ärztinnen noch viel zu wenige. Woran liegt das? Das wollte Doc Bartels im Talk mit der Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB), Dr. Christiane Groß, herausbekommen. Die neue Folge "Talk mit Doc Bartels" ist ab sofort online abrufbar.
In der Berufspolitik seien nicht nur die nicht familienfreundlichen Gremienzeiten der KV-Ausschüsse ein Hindernis für Frauen, sich aktiv zu engagieren, ist Dr. Groß überzeugt. "Ich glaube, es ist vielen Frauen überhaupt nicht bewusst, was zum Beispiel in der KV-Vertretung möglich ist und gemacht werden muss", so die Ärztinnenpräsidentin. Außerdem werde sich in den KVen nicht genügend um den Nachwuchs gekümmert.
Beim DÄB sei das anders. Ihre Vorgängerinnen hätten das sehr klug gemacht, sagt Dr. Christiane Groß: "Wir haben eine beschränkte Wiederwahl und in dem Moment, in dem ich als Präsidentin gewählt bin, habe ich mir schon Gedanken gemacht, wer die nächste Generation sein könnte. Und das vermisse ich oft bei den Männern."
Dass in diesem Bereich mehr geschieht, möchte auch der stellvertretende KV RLP-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Bartels. Schließlich profitierten alle davon, wenn Gremien von jungen und älteren Mitgliedern, mit Frauen und Männern besetzt seien.
Mutterschutzgesetz braucht Korrekturen
Doch nicht nur in der Berufspolitik stehen vor allem junge Ärztinnen vor Herausforderungen. Ein großes strukturelles Problem ist das Mutterschutzgesetz. Auch in den Augen von Doc Bartels, der in seiner Tagesklinik viele Ärztinnen in Weiterbildung beschäftigt, stellt dieses Gesetz ein Karrierehindernis dar. Sobald eine Schwangerschaft angezeigt wird, dürfen Ärztinnen größtenteils nicht mehr in patientennahen Tätigkeiten sowie im OP oder in Funktionsbereichen tätig sein. "Das sind aber genau die Aufgaben, die unverzichtbar sind für die Weiterbildung", so Dr. Bartels. Der Abschluss zur Fachärztin verzögert sich, was auch die weitere berufliche Karriere behindert. "Hier müssen Kliniken und Praxen viel flexibler werden", fordert Dr. Groß, deren Verband schon seit Langem Korrekturen am Gesetz fordert und jetzt verstärkt auf Positivbeispiele setzt.
Der DÄB vergibt ein Siegel an Klinikabteilungen und Arztpraxen, die die Vorgaben des Mutterschutzes so umsetzen, dass schwangere Frauen ohne zeitliche Nachteile weiterarbeiten können. Denn das ist möglich. Das will sich Doc Bartels zu Herzen nehmen und auch in seiner Praxis Anpassungen vornehmen. Für das Siegel wolle man auf jeden Fall werben.
Die Berufspolitik und das Mutterschutzgesetz sind nur zwei Themen, über die Doc Bartels und Dr. Christiane Groß diskutierten. Warum im Hinblick auf die Feminisierung die sprechende Medizin mehr Wertschätzung erfahren sollte und warum Talkgast Dr. Christiane Groß das Thema Gendermedizin so wichtig ist, ist im kompletten "Talk mit Doc Bartels" auf dem gleichnamigen YouTube-Kanal zu erfahren.