Einen halben Monat nach der verpflichtenden Einführung des eRezepts zum 1. Januar 2024 haben die rheinland-pfälzischen Praxen mehrheitlich noch mit technischen Schwierigkeiten beim Erstellen des eRezepts zu kämpfen. Zu diesem Ergebnis kommt die Praxisumfrage der KV RLP zum eRezept. An der nicht repräsentativen Umfrage haben sich insgesamt rund 390 Mitglieder der KV RLP beteiligt.
Zu insgesamt sechs Fragen konnten die Teilnehmenden ihr aktuelles Meinungs- und Stimmungsbild hinsichtlich des eRezepts kundtun. Wem das nicht genügte, konnte die Kommentarfunktion nutzen, um weitere Themen anzusprechen, die sie oder ihn bewegten.
Knapp zwei Drittel (65 Prozent) bejahten laut der Umfrage der KV RLP die Frage, dass es beim Erstellen des eRezepts noch zu Schwierigkeiten komme. Hingegen gab ein Drittel der Befragten an, dass das eRezept in der Praxis problemlos angelaufen sei. Die meisten Schwierigkeiten bezogen sich dabei auf Probleme mit der Telematikinfrastruktur (ca. 62 Prozent). Doch auch mit dem Praxisverwaltungssystem sowie dem Kartenlesegerät und dem Konnektor haben Praxen zu kämpfen.
"Die Ergebnisse unserer Umfrage bestätigen unsere Kritik, dass eine eigentlich sinnvolle Anwendung wie das eRezept von der Politik im Hauruck-Verfahren eingeführt wurde. Es war ein Fehler der gematik, dass sie den Beschluss zum ursprünglich vorgesehenen stufenweisen Rollout des eRezepts aufgehoben hat – übrigens gegen die Stimmen der KBV. Der Ärger in vielen Praxen über die nun auftretenden technischen Probleme war vorhersehbar und ist nur zu verständlich.", kommentiert KV RLP-Vorstandsmitglied Peter Andreas Staub die Umfrageergebnisse. "Daher bekräftigen wir unsere Forderung, dass Telematik-Anwendungen störungsfrei einsetzbar sein müssen. Strafsanktionen für nicht teilnehmende Praxen sind der falsche Weg!"
Viel Aufklärungsbedarf in den Praxen zum eRezept nötig
Der erhebliche zeitliche Mehraufwand bereitet den Praxen besonders Probleme. Rund 80 Prozent aller Befragten gaben an, dass die Aufklärung der Patientinnen und Patienten viel Zeit in Anspruch nehme. "Die Aufklärung hält auf. Viele Patienten haben davon noch nichts gehört", so der Kommentar eines Umfrageteilnehmers. Diese Einschätzung deckt sich mit einem weiteren Ergebnis der Umfrage: Zwei Drittel der Befragten meinen, dass über die Hälfte der Patientinnen und Patienten Aufklärungsbedarf zum eRezept haben. Die KV RLP bietet für die Praxen eine Patienteninformation an, die die Mitglieder online kostenfrei herunterladen können.
Für knapp die Hälfte (47 Prozent) sorgt das Erstellen von eRezepten zudem für "sehr viel mehr Aufwand" im Vergleich zum Papierrezept. "Das Ausstellen des eRezepts ist umständlich und dauert erheblich länger als das alte Muster 16, das mit drei Tastendrucken ausgedruckt werden konnte. Jetzt sind mindestens drei Tastendrucke und mindestens drei- bis viermal Klicken bzw. Doppelklicken mit der Maus nötig. Die Unterschrift geht schneller als die PIN-Eingabe, auch bei Anwendung der Komfortsignatur", schildert ein Facharzt seine Probleme. 36 Prozent der Befragten berichten von "ein wenig mehr Aufwand" mit dem eRezept als mit dem alten Muster 16.
Bei den restlichen Befragten gab es keine Veränderung oder die Praxen empfanden das eRezept sogar als Entlastung. "Unsere Patienten nehmen es überwiegend sehr positiv auf. Es ist gut, dass man wesentlich weniger drucken muss. Wenn alles richtig läuft, ist es auch vom zeitlichen Ablauf keine Mehrbelastung. Im Zusammenhang mit der Videosprechstunde ist es sehr vorteilhaft", äußert sich ein Arzt positiv.
Auf der Website der KV RLP sind häufige Fragen und die zugehörigen Antworten zum eRezept veröffentlicht.
gematik: Bereits über 7 Millionen eingelöste eRezepte
Wie die gematik mitteilt, wurden in den ersten zehn Januartagen in den verordnenden Praxen bundesweit bereits 7 Millionen eRezepte erfolgreich eingelöst. Die Gesamtzahl liegt mit Stand zum 10. Januar 2024 bei 25,7 Millionen. Allein am 8. und 9. Januar 2024 wurden jeweils fast 2,5 Millionen eRezepte ausgestellt. Die gematik geht davon aus, dass die Nutzung des eRezepts noch weiter steigen wird. Das Einlösen von eRezepten mittels der Gesundheitskarte ist aktuell der meist genutzte Einlöseweg, gefolgt vom Ausdruck und der eRezept-App. Letztere wurde mittlerweile mehr als 1 Million Mal von Nutzerinnen und Nutzern heruntergeladen (Stand: 10. Januar 2024).