Die ärztliche Weiterbildung ist ein Schlüsselinstrument für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung – gerade in Bezug auf die Nachbesetzung von Praxen. In den letzten Jahren ist hier ein Trend zur Ambulantisierung erkennbar, wie Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) zeigen. Gründe dafür sind unter anderem die finanzielle Förderung, Weiterbildungsverbünde und die im Jahr 2022 angepasste Weiterbildungsordnung.
Im Zeitraum von 2015 bis 2019 verbrachten Nachwuchsärztinnen und -ärzte durchschnittlich rund 460 Tage ihrer Weiterbildung in rheinland-pfälzischen Praxen. Von 2020 bis heute stieg die Verweildauer auf rund 510 Tage pro Ärztin und Arzt in Vollzeit an. “Das zeigt ganz deutlich eine Ambulantisierung in der Weiterbildung”, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV RLP, Dr. Andreas Bartels. “Und das ist auch gut so. Denn für die jungen Medizinerinnen und Mediziner ist es absolut wertvoll, nicht nur den stationären, sondern auch den ambulanten Bereich kennenzulernen. Das Arbeiten in einer Klinik und in einer Praxis ist nämlich nicht miteinander vergleichbar.”
Weiterbildungsverbünde verzahnen Sektoren
Durch die Anpassung der Weiterbildungsordnung für die Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz (WBO), die Anfang 2022 in Kraft trat, sind nun mehr ambulante Weiterbildungsabschnitte möglich als zuvor. “Die Zahlen zeigen, dass viele diese Chance erkannt haben und nutzen. Daher war der Schritt, die WBO in diesem Punkt flexibler zu gestalten, absolut richtig”, so Dr. Bartels.
Auch die von der KV RLP mitinitiierten Weiterbildungsverbünde spielen bei der Verzahnung des ambulanten und des stationären Sektors eine Rolle. Wer in beiden Sektoren tätig ist, erweitert den eigenen Horizont. Außerdem wächst das Verständnis füreinander, was letztlich der Patientenversorgung zugutekommt. Seit 2017 sind Verbünde im allgemeinmedizinischen und seit 2022 im fachärztlichen Bereich möglich. Über 130 Praxen, drei Praxisnetze und 45 Krankenhäuser beteiligen sich bisher.