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Ambulanten und stationären Bereich optimal vernetzen: Weiterbildungsverbund Psychiatrie gegründetErste Nachwuchsärztin nutzt Angebot

Die Praxis für Psychiatrie und Psychotherapie in Mutterstadt und die Stadtklinik Frankenthal haben einen Weiterbildungsverbund Psychiatrie gegründet. Für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung dieses Fachgebiets steht er ab sofort offen. In den Räumen der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) in Mainz hatten die Beteiligten in der vergangenen Woche die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Seit heute nutzt mit Dr. Freia Schneeweiß die erste Nachwuchsärztin das Angebot. 

Dr. Matthias Münch, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie an der Stadtklinik Frankenthal, und Dr. Christel Werner, die gemeinsam mit Susanne Berger eine Praxis für Psychiatrie und Psychotherapie in Mutterstadt führt, arbeiten schon lange konstruktiv zusammen. In puncto Weiterbildung haben sie ihre Zusammenarbeit nun offiziell mit der Gründung eines Weiterbildungsverbunds Psychiatrie besiegelt.

Komfortables Angebot für den ärztlichen Nachwuchs

Lange Zeit waren Weiterbildungsverbünde nur in der Allgemeinmedizin möglich. Seit rund eineinhalb Jahren gibt es sie auch im fachärztlichen Bereich. Grundlage dafür ist eine Vereinbarung zwischen den drei Partnerinnen der Koordinierungsstelle Weiterbildung: der KV RLP, der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz und der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz. Dahinter steckt die Idee, dass sich Praxen, Ärztenetze und Kliniken auf regionaler Ebene zusammenschließen und der Ärztin oder dem Arzt in Weiterbildung eine komfortable Komplettlösung bieten. 

Normalerweise muss sich der ärztliche Nachwuchs eigenständig um die Stationen der Weiterbildung kümmern, oft dann auch den bestehenden Vertrag in einer Klinik kündigen, um in der Praxis zu arbeiten – nicht sicher, ob man im Anschluss wieder in derselben Klinik arbeiten kann. “Wer sich für einen Weiterbildungsverbund entscheidet, bewirbt sich nur einmal am Anfang der Weiterbildungszeit. Danach werden alle Stationen ohne weitere Bewerbungsverfahren und Wartepausen durchlaufen. Hierfür gibt es einen Rotationsplan mit den individuell abgestimmten Weiterbildungsabschnitten, der eine flexible Gestaltung der Weiterbildung gemäß Weiterbildungsordnung ermöglicht”, informiert Dr. Nadja Moreno, Leiterin der Abteilung Sicherstellung der KV RLP. Aber nicht nur für den ärztlichen Nachwuchs, auch für Praxen und Kliniken ergeben sich in einem Weiterbildungsverbund Vorteile.

Win-win-Situation für alle Beteiligten

“In meinen Augen ist es absolut wichtig, dass die jungen Kolleginnen und Kollegen auch das Arbeiten in einer Praxis kennenlernen – gerade vor dem Hintergrund der immer weiter voranschreitenden Ambulantisierung”, betont Dr. Münch und geht mit dem Verbund gerne das Risiko ein, dass die eine oder der andere die Liebe für den ambulanten Bereich entdeckt und dort hängen bleibt. “Wer in beiden Sektoren tätig ist, erweitert den eigenen Horizont und das verbessert am Ende die Patientenversorgung.” 

Auch Dr. Werner ist von dem Modell des Weiterbildungsverbunds überzeugt: “Das Verständnis füreinander wächst durch den Einblick in eine Praxis. Außerdem haben wir dann wiederum Ansprechpersonen in der Klinik, mit denen wir uns über Patientinnen und Patienten austauschen können. Die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung bereichern unsere Arbeit zudem mit neuen Ideen und Ansatzpunkten. Wir haben also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.” Susanne Berger ergänzt: “Wenn man als Assistenz anfängt, hat man meist überhaupt keine Anknüpfungspunkte zum ambulanten Bereich und beschäftigt sich gar nicht damit, eine entsprechende Praxis ausfindig zu machen. Daher ist ein Weiterbildungsverbund mit einem vorab festgelegten Fahrplan eine enorme Erleichterung.”    

Weiterbildungsverbund als Zukunftsinstrument 

Heute startet Dr. Freia Schneeweiß in der Mutterstädter Praxis und ist damit die erste Ärztin in Weiterbildung im Weiterbildungsverbund. Ein Jahr lang wird sie Dr. Christel Werner und Susanne Berger unterstützen. Dann geht sie zurück in die Stadtklinik Frankenthal. “Die Zeit in der Praxis ist der letzte Teil meiner Weiterbildung. Ich freue mich sehr darauf. Es wäre schön gewesen, die Vorteile des Verbunds schon zu Beginn meiner Weiterbildung zu nutzen, denn so hätte ich eine vorgegebene Struktur und damit Planungssicherheit gehabt. Aber es ist toll, dass nun andere Kolleginnen und Kollegen davon profitieren können.”   

Bei dem Weiterbildungsverbund Psychiatrie handelt es sich um den zweiten fachärztlichen Weiterbildungsverbund in Rheinland-Pfalz. Den ersten hatte die Mainzer Gyn-Praxis mit dem Marienhaus Klinikum Mainz im Fachgebiet Gynäkologie geschlossen. “Wir sind überzeugt davon, dass Weiterbildungsverbünde ein essenzielles Instrument für die Zukunft sind und dass es in ein paar Jahren nicht mehr ohne sie gehen wird”, sagt Dr. Moreno. “Daher ermutigen wir die Praxen und Kliniken im Land, hier tätig zu werden.”

Wer als Praxis, Ärztenetz oder Krankenhaus Interesse hat, sich dem Weiterbildungsverbund Psychiatrie anzuschließen bzw. einen eigenen zu gründen, kann sich bei der Koordinierungsstelle Weiterbildung melden – unter der Telefonnummer 06131 326-4499 oder per E-Mail an koordinierungsstelle@kv-rlp.de. Auch Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, die einen Weiterbildungsverbund nutzen möchten, erhalten hier weitere Informationen und Unterstützung.

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